ich kann mich jetzt als akademiker*in tarnen

(i can now camouflage myself as an academic)

 

„Archive sind Verteilerknoten zwischen Zeiten“ – sie sind wichtig für die Produktion und den Transfer von Wissen. Der „Drang in die Zukunft ist dem Archiv immanent“, als Speicher der Erinnerungen, „als Ressource für gemeinsame Erzählungen, die immer wieder neu geschrieben werden müssen.“ (Uta M. Reindl, Ellen Wagner (2022). Aslı Özdemir greift in ihrer künstlerischen Praxis auf das eigene Familien- archiv zurück: auf Fotografien, Erinnerungen und Gespräche. Es fungiert als Brücke zwischen den Zeiten und dem Aushandeln und Verständnis der eigenen Position innerhalb des familiären, aber auch gesellschaftlichen Systems. Dabei nimmt sie Bezug auf die Konzepte des Habitus und sozialen Raums des Soziologen Pierre Bourdieus (1982). Die Verwendung von Fotografien aus dem Familienbestand, die Inszenierung neuer Bilder zu Szenen mit Objekten und Familien- mitgliedern in Kombination mit Textfragmenten unterstreicht die konzeptuelle Auseinandersetzung.

 

Fragen nach dem Subjekt und Objekt, der Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem, der Positionierung als Künstlerin und Familien- mitglied sowie der Verbreitung, Sammlung und Speicherung von Er- zählungen prägen Özdemirs künstlerisches Werk.

Die Wahrnehmung ihrer Werke durch Betrachter*innen hängt ebenso von der eigenen Sozialisation ab und davon, welche sozialen und kulturellen Codes sie lesen können.  Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sozialisation wird auch in den Titeln ihrer Werkserien und Ausstellungen betont, wie „Ich kann mich als Akademiker*in“ tarnen“ (2023), „Wir sind beide sechsundzwanzig“ (2022) und „Meine Ängste wären andere (2021)“. Diese thematisieren die eigene Position im künstlerischen Werk.

 

 

Text: Katharina Böttger





“(...) Documentaries and archives are often generated from a per- spective in which voices and stories - those of the people portrayed - remain hidden. (...) Yet they are all subjects of their time. They each carry their own meaning. How are we part of these stories, writing our own and remaining in continuous contact? How do these documents become active and come to life instead of falling back into passivity through the camera?(...)“

(Excerpt from Damla Arıcan‘s text on the project)

 




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Kuzenlerim / Odenwald /Almanya / Dezember/ 2022